29.12.2004: Bergvölker, Mae Sai und Goldenes Dreieck

Heute mal keine endlose Busfahrt!
Wir steigen zwar zunächst in den großen Bus ein, doch dieser bringt uns nur zu einer Tankstelle am Rande des Siedlungsgebiets der sog. Bergvölker.
Die Reiseleiterin hat uns schon vorgewarnt, daß in den Bergdörfern Kinder nach Bonbons betteln werden, also kauft unsere Reisegruppe in dem Tankstellenshop (der übrigens eine überproportionale Bonbon-Abteilung hat) Riesenmengen davon ein.
Dann steigen wir - jeweils zu 8 Personen - in geländegängige Pickups mit überdachter Ladefläche um und machen uns auf den Weg.

bettelnde Akha-Kinder

Die Fahrt geht über Serpentinenstraßen in die Berge im nördlichen Grenzgebiet.
Dort leben in verschiedenen Bergdörfern die Bergvölker Thailands - ethnische Minderheiten mit anderen Sprachen, Sitten und Gebräuchen.
Zunächst besuchen wir ein Dorf der Akha.

Unserer Reiseleiterin hat uns schon vorgewarnt, daß es eher nicht zu den Hobbies der Akha gehört, sich zu waschen.
Kaum treffen wir in dem Dorf ein, stürzen auch schon Scharen zerlumpter und vor Dreck starrender Kinder auf die Gruppe ein und beginnen, uns aufs Ärgste zu bebetteln.
Alle tragen sie Umhängetaschen, in denen sie die ergatterten Süßigkeiten sammeln und sind aufdringlicher als die Affen in Lopburi.
Wenigstens beißen sie nicht.
Wir werden durch eine der Hütten geführt, wo es - abgesehen von einem uralten Fernseher - aussieht wie vor 200 Jahren.
Man kann sich kaum vorstellen, daß die Leute tatsächlich so primitiv leben.

Das Dorf ist übrigens mit Strom versorgt (die Anlagen sehen noch relativ neu aus) und vor zahlreichen Hütten sehen wir Satellitenschüsseln -
vermutlich hat man uns tatsächlich durch eine besonders ranzige "Vorzeigehütte" geführt...
Dann steigen wir wieder in die Pickups und fahren weiter zu einem anderen Bergvolk, den Yao.

Straße in einem Yao-Dorf


Die Yao in dem von uns besuchten Dorf sind viel zurückhaltender und sauberer als die Akha von vorhin.

In ihrer zentralen Dorfstraße reiht sich ein Verkaufsstand an den anderen.
Angeboten werden Schnitzereien, Trachten, Tücher und Kleidung aus Thai-Seide, Schmuck (angeblich aus Silber) und eine Unmenge weiterer Sachen.

Eigentlich entspricht das Angebot mehr oder weniger dem, das man auch in den Straßenmärkten der Städte finden kann.

Wohl zum Beweis, daß die angebotenen Sachen aus Thai-Seide auch wirklich handgefertigt sind, arbeiten zwei Frauen an einem primitiven Spinnrad sowie Webstuhl.

Es ist ganz interessant, die einzelnen Arbeitsschritte anzusehen -
aber niemals könnten diese beiden Frauen die Mengen produzieren, die hier zum Verkauf angeboten werden...

Malerisch sind aber die vielen Tiere, die durch die Straßen und durchs Dorf wuseln:
Hunde, Katzen, Schweine, Hühner - und alle haben sie auch ihre Jungen dabei.

Yao-Kind mit Tracht

Sowohl bei den Akha als auch bei den Yao gehören Opiumpfeifen zum Standard-Verkaufsangebot.

Die Bergvölker haben nicht nur den rückständigsten Lebensstandard in ganz Thailand -
bis vor nicht allzulanger Zeit lebten sie vor allem vom Opiumanbau und -handel.

Mittlerweile hat die Strategie der Regierung zu einem Umdenken bei den Bergvölkern geführt.
Verschärfte Kontrollen, verbunden mit staatlich geförderten Alternativanbauprogrammen, Anschluß der Dörfer an das Straßen- und Stromnetz haben neue Einkommensmöglichkeiten erschlossen und die Opiumproduktion in den Keller sinken lassen.

Was heute noch von den Bergvölkern an Opium produziert wird, ist für den Eigenbedarf.

Trotz aller Programme und Maßnahmen sind die Bergvölker aber immer noch ein wenig außen vor.
Sie gehen keine Mischehen mit anderen ein und pflegen ihre Sprache.
Dadurch bleiben sie natürlich an ihre Region gebunden und müssen warten, bis der Fortschritt auch zu ihnen kommt.
Außerdem soll die AIDS-Rate unter den Bergvölkern die weitaus höchste Thailands sein.

Mae Sai

Wir verlassen das Territorium der Bergvölker, steigen wieder in den Bus und fahren zu "THE NORTHERN MOST POINT OF THAILAND", so steht es hier auf dem Schild.

Wir sind in Mae Sai angelangt, einem Grenzstädchen an der Grenze zu Burma.
Mae Sai ist die nördlichste Stadt Thailands.
Die Grenze bildet der Mae Sai Fluß, über den hier eine Brücke führt. Der grenzüberschreitende Verkehr hält sich gerade in Grenzen, die Reiseleiterin erzählt uns jedoch, daß die burmesischen Schwarzarbeiter ein gewisses Problem in der Region darstellen.

Burma/Myanmar versucht sich gerade, dem Tourismus gegenüber zu öffnen, und so sieht es auf der anderen Seite der Grenze auch nicht viel anders aus als auf thailändischer.
Wir bummeln noch ein wenig über den Grenzmarkt und kaufen ein paar Souveniers, dann geht es weiter.

Goldenes Dreieck


Von Mae Sai aus geht es dann zum berühmten "Goldenen Dreieck", dem Dreiländereck zwischen Thailand, Laos und Burma.

Das Goldene Dreieck, an dem der Mae Sai Fluß in den Mekong fließt, war früher einer der wichtigsten Drogenumschlagplätze überhaupt.
Heute geht es hier ziemlich touristisch zu, obwohl es eigentlich nicht großartig etwas zu sehen gibt.

Verkaufsstände es masse bieten T-Shirts mit "Golden Triangle"-Aufschrift in allen Farben und Variationen an.
Natürlich gibt es auch genügend Stellen, wo man sich vor entsprechender Inschrift selbstverständlich fotografieren läßt.

Wir essen in einem "Outdoor-Restaurant" zu Mittag, das Essen ist wieder mal sehr lecker.

Das Restaurant befindet sich direkt am Ufer des Mekong und wir genießen die Aussicht nach Laos.

Der Mekong ist - trotz offensichtlichen Niedrigwassers - breiter als der Rhein bei Emmerich.
Trotzdem ist kaum Schiffsverkehr auszumachen.
Die Schiffchen und Boote, die wir sehen, befördern fast ausschließlich Touristen.

Auch wir werden gleich noch einen Bootsausflug unternehmen.

Uta auf dem Mekong

In einem langen schmalen Boot fahren wir auf dem Mekong herum und nächern uns den Ufern der verschiedenen Staaten.
Auch wenn man sich hier quasi im Niemandsland befindet - man darf natürlich nicht einfach irgendwo aussteigen und so die Grenzkontrollen umgehen.

Kurz hinter dem Dreieck ist auf burmesicher Seite eine riesengroße moderne Anlage auszumachen, eine Kombination aus Hotel und Casino

Ansonsten sieht man nur wenige Menschen am burmesichen Ufer. Gerade mal zwei Frauen sind auszumaschen, die anscheinend Kiesel sammeln.

Auf laotischer Seite ist schon mehr los:
Tiere weiden am Ufer (vor allem Wasserbüffel), Kinder baden, Frauen waschen ihre Wäsche oder ihre Haare im Flußwasser.

Uta döst ein wenig ein - der volle Bauch, das gute wetter, das Dröhnen des Dieselmotors und das Geschaukel auf den Wellen machen es aber auch nicht leicht, wach zu bleiben.

Angesichts der Badenden wird seitens einiger Herren in der Reisegruppe die Frage laut, ob es hier denn auch FKK-Strände gibt.
Die Reiseleiterin muß lachen - so etwas gäbe es hier ganz sicher nicht!

Aber schon in der nächsten vom Boot angesteuerten Bucht werden die Herren fündig - leider nicht ganz so, wie sich sich erhofften.
Am laotischen Ufer will gerade ein nackter Mann aus dem Wasser steigen.
Er sieht unser Boot kommen, und statt einfach wieder einzutauchen dreht er uns seine Rückseite zu, rennt aus dem Wasser und bückt sich nach seinen Schuhen.
Das Gejohle im Boot ist groß! Camcorder und Fotoapperate schwenken herüber, Objektive zoomen heran was die Technik hergibt.
Ich selbst nutze die Chance auf ein Foto nicht, sondern wecke lieber schnell Uta auf.
So hat auch sie wenigstens einmal einen nackten Laoten-Hintern life gesehen...

Laoten am Ufer

Auf der thailändischen Seite des Dreiecks ist gerade eine riesige Buddha-Statue in Bau.
Sie ist bereits vergoldet, große Teile von ihr aber noch von Planen verhüllt. In der Gesichtspartie ist die Plane durchsichtig (das ist offenbar beabsichtigt), was der Figur irgenwas von "Taliban-Buddha" oder auch Barbapapa vermittelt.

Auf der Rückfahrt mit dem Bus nach Chiang Rai kommt heraus, daß über die Hälfte unserer Reisegruppe eine Anschlußbuchung nach Pukhet oder andere von der Flutwelle betroffene Orte hat und daß sie sich dies jetzt wohl endgültig abschreiben können. Für die Betroffenen wird eine Krisensitzung im Hotel anberaumt.

Uta und ich suchen ein Internet-Cafe auf, um den lieben Daheimgebliebenen mitzuteilen, daß wir usn gerade ganz am anderen Ende Thailands aufhalten und daher in Sicherheit sind.
Und obwohl wir eigentlich allen gesagt hatten, daß wir zuerst in Bangkok sind und und dann nach Nordthailand begeben, zeigt schon der Posteingang, daß sich Etliche mächtig Sorgen gemacht haben müssen.

Vom Internet-Cafe aus bewegen wir uns weg vom lokalen Nachtmarkt und stoßen auf ein Restaurant, in dem wie die einzigen westeuropäischen Kunden sind.
Das Essen ist köstlich, und endlich erwische ich es mal nicht "Touristen-zumutbar", sondern richtig lecker Thai-scharf.

Und morgen fahren wir weiter nach Chiang Mai.
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